Der Kreis wagt sich an den Klimaschutz heran

In der Sitzung des Kreistags am 29. Juni 2020 wurde der erste Schritt in Sachen Klimaschutz gewagt: Eine durch Berentung freigewordene Stelle in der Bauverwaltung wird nun mit einem erfahrenen Klimaschutz- und Energiemanager besetzt. Achim Laub von der Fraktion der Grünen im Kreistag meint dazu: „Noch im letzten Jahr wurde unsere Forderung nach einer Stabsstelle Klimaschutz vehement abgelehnt. So langsam scheint sich jetzt etwas zu bewegen. Diese Stellenbesetzung darf jedoch keine Mogelpackung werden. Der Kreis hat sich nicht nur um die Energieeffizienz der kreiseigenen Gebäude und den KreisEnergiebericht zu kümmern. Klimaschutz ist sehr viel mehr als reines Gebäudemanagement!“ Die Klimakrise mit steigenden Temperaturen, Verlust von Biodiversität, Insektensterben, Extremwetterlagen mit Trockenperioden und Starkregen, sowie großflächigem Absterben von Wald durch Trockenschäden sind- das ist inzwischen uns Allen bewußt- das Ergebnis unseres Wirtschaftens des ImmerBilliger und des Immer-Mehr. Wir produzieren immer mehr CO2 anstatt immer weniger und vernichten damit unsere eigene Lebensgrundlage. Der Green-Deal der Europäischen Union stellt sich diesen Fakten und hat zum Ziel, den nächsten Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen. Er wird nur dann erfolgreich sein, wenn die Länder, Kommunen und natürlich auch die Kreise diese Ziele in ihrem Verantwortungsbereich aktiv umsetzen. Die Wissenschaft hat hierzu viele konkrete Vorschläge gemacht. „Auch die Stadt Wadern und die Gemeinde Losheim am See greifen dies derzeit mit neuen Personalstellen und Programmen vorbildlich auf, um Gelder aus Bundesmitteln abzurufen“, sagt Ute Lessel, grünes Kreistagsmitglied im Umwelt, Agrar- und Energieausschuss. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag Marita Mayers betont: „Klimaschutz ist kein Nebenprodukt und kann nicht halbherzig nebenbei gemacht werden! Der Kreis hat sich seiner Verantwortung zu stellen! Dies kann er tun, indem er seine Gemeinden und Städte in ihren Klimaschutzbemühungen vor Ort unterstützt. Wir brauchen in unserem schönen Grünen Kreis ein koordiniertes Handeln aller Akteure, insbesondere von Kreis und Städten und Gemeinden. Wir müssen ein integriertes Klimaschutzkonzept und einen abgestimmten
Maßnahmenkatalog für den gesamten Kreis ausarbeiten. Wir wollen im Saarland Vorreiter für den Klimaschutz werden und dürfen nicht Schlusslicht bleiben!“ Jonathan Wilkin, grünes Kreistagsmitglied aus Wadern-Nunkirchen, will die Themen „Klimaschutz“ und „Ländliche Räume“ miteinander kombinieren: „Wir können interessierte Dörfer im Kreis z. B. in einen Wettbewerb treten lassen, mit den Projekten „Unser Dorf nutzt die Sonne“ und „Unser Dorf spart Strom“. In Niedersachsen haben dies bereits vor Jahren mehrere Landkreise vorgemacht. „Mit niedrigeren Ausgaben für Energie und einem gesteigerten Selbstversorgungsgrad mit erneuerbaren Energien stärken wir die Zukunftsfähigkeit und Unabhängigkeit unserer Dörfer“, führt Wilkin dazu aus. Der Landkreis Merzig-Wadern hat eine sehr schöne Natur- und Kulturlandschaft, die es zu erhalten gilt. Gleichzeitig ist er jedoch auch bundesweit Spitzenreiter bei der Dichte von Autos und Discountern und auch in unserem schönen Kreis werden die Umweltprobleme immer mehr sichtbar. Den Grünen im Kreistag wurde bisher permanent entegegen gehalten, dass der Klimaschutz keine Pflichtaufgabe des Kreises sei. Die Grünen sehen dies anders: Der Landkreis Merzig-Wadern kann sich seiner Verpflichtung für den Klimaschutz nicht länger entziehen! Es geht um die Gesundheit und die Lebensgrundlage all seiner Bürgerinnen und Bürger! Eine einzige Personalstelle anteilig mit Aufgaben für den Klimaschutz zu betrauen, ist gut, reicht bei weitem nicht aus, um das Vorhaben kraftvoll anzupacken. Marita Mayers: „Wir werden mit allen Fraktionen im Kreistag weiterhin reden, um sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass mindestens eine weitere Personalstelle in der Kreisverwaltung mit den Aufgaben für den Klimaschutz im Kreis betraut werden muss. Wir wollen ein grüner Null-Emissions-Kreis werden.“ Diese zusätzliche Stelle kann größtenteils über Fördermittel fremd finanziert werden. Darüber können Millionen an bundesweiten und europäischen Fördermitteln für Umweltprojekte in den Landkreis geholt werden. Diese Chance darf der Kreis sich nicht engehen lassen! Greenwashing mit einer reinen Alibistelle ist angesichts der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr zu verantworten. Bündnis 90/Die Grünen fordern die Fraktionen im Kreistag auf, jetzt den Mut zu entschlossenem Handeln aufzubringen und mit Kommunen, Unternehmen, Umweltschutzverbänden und Bürgern einen Green Deal für den Landkreis auf den Weg zu bringen. Konkret bedeutet dies: – Die Ausarbeitung eines kreisweiten integrierten Klimaschutzkonzepts in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, mit dem Ausbau erneuerbarer Energien und Ausschöpfung aller Energiesparpotentiale. – Die Unterstützung regionaler Wertschöpfung, regionaler Erzeuger, nachhaltig arbeitender Landwirte, kleiner Handwerksbetriebe und Hofläden, wie das St. Wendel vormacht. Regionalläden sind nachhaltiger als immer mehr Discounter.
– Statt 50 ha Blühwiese ein kreisweites Programm für mehr Biodiversität in Zusammenarbeit mit den Kommunen, der Wissenschaft und den Umweltverbänden. – Eine Weiterentwicklung des Naturtourismus. – Die Weiterentwicklung des ÖPNV-Konzepts durch innovative, an den realen Defiziten orientierte Projekte. – Schneller Ausbau des Alltagsradwegenetzes. Aus Sicht der Grünen sollte sich der Landkreis Merzig-Wadern jetzt mutig an die Spitze der Klimaschutz-Bewegung im Saarland stellen und mit den Kreistagsfraktionen den Weg für ein umfassendes integriertes Klimaschutzkonzept freimachen! Lasst uns den Klimaschutz und auch den Artenschutz gemeinsam anpacken!