RESOLUTION VON BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
KREISVERBAND MERZIG-WADERN
Für eine blühende und damit lebenswerte Kulturlandschaft
Bestäuberinsekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge, aber auch alle anderen Insekten sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems und unserer Kulturlandschaften.
Allein die Honigbiene gilt als das drittwichtigste Nutztier unserer Gesellschaft. Der weltweite Wert der Bestäubung durch die Honigbiene wird momentan mit rund 153 Milliarden US Dollar geschätzt. Sie bestäuben rund 80% der Nutzpflanzen.
Arten, die notwendig für unsere Ernährung und unser Wohlbefinden von hoher Bedeutung sind. Ohne diese Bestäubung würden diese Pflanzen keine relevanten Erträge hervorbringen und wir müssten auf eine Vielzahl von Obst- und Gemüsearten verzichten.
Auch darf nicht vergessen werden, dass viele andere Insekten ähnlich gefährdet sind, wie die Honigbiene.
Ohne sie wäre ein erheblicher Verlust der Biodiversität zu verzeichnen, schließlich sind diese auch ein wichtiger Teil in der Nahrungskette.
Unsere Kulturlandschaften werden nach wie vor durch intensive Anbauverfahren und den Einsatz von Pestiziden (z.B. Glyphosathaltige Wirkstoffe) und durch Überdüngung, insbe-sondere durch die Entsorgung von Gülle, immer artenärmer und lebensfeindlicher. Der dramatische Rückgang an heimischen Blühpflanzen, die auch in der konventionellen Land-wirtschaft als „Unkräuter“ weggespritzt werden, führt letztendlich dazu, dass unsere Kulturlandschaft und unsere Siedlungsräume ihre ehemalige Funktion als Lebensraum für eine artenreiche Insektenfauna immer mehr verlieren.
Zurück zur Honigbiene. Die Ursachen der Gefährdung der Bienenvölker sind vielfältig. Eine der Hauptursache ist im massiven Auftreten der Varroa-Milbe zu sehen, einem Bienenparasit, der durch Virusübertragung zu Totalverlusten über den Winter führen kann. Zusätzlich tragen aber ganz wesentlich Pestizide im Allgemeinen und die Wirkstoffe der Neonikotinoide im Besonderen zu den besorgniserregenden Verlusten bei.
Während eine Vielzahl von Pestiziden, die akut toxisch wirken, also sofort zum Tod der Biene führen, bereits verboten sind, finden die Pestizide auf der Basis der Neonikotinoide immer noch Verwendung im Ackerbau und in Privatgärten.
Es ist höchste Zeit für ein Umdenken und ein konsequentes Umsteuern, damit diesem bereits laufenden dramatischen Biodiversitätsverlust entgegengewirkt werden kann und unsere fleißigen Bienen, die gesamte Insektenwelt und unsere Kulturlandschaft eine Zukunft haben.
Wir fordern die Landesregierung auf:
- Die existierenden Fördertatbestände dahingehend anpassen, dass für den Bereich der Landnutzung (Land- und Forstwirtschaft) ausschließlich insektenfördernde Bewirtschaf-tungsmaßnahmen gefördert werden und der Einsatz von Pestiziden auf Basis der Neonikotinoide unverzüglich eingestellt wird;
- Dem Schutz der Insektenfauna eine besondere Bedeutung beizumessen, Konzepte zur Verbesserung der Lebensgrundlagen zu entwickeln und durch gezielte Erhaltungs- und Entwicklungsprogramme umzusetzen;
- Den Einsatz von insektenschädigenden Pestiziden, insbesondere mit glyphosathaltigen Wirkstoffen auf landeseigenen Flächen zu unterbinden;
- Mit geeigneten Mitteln auf die Gemeinden einzuwirken, dass diese dem Vorbild der Stadt Merzig folgen und den Einsatz glyphosathaltiger Pestizide auf kommunalen Eigentumsflächen unterbinden;
Wir fordern den Landkreis Merzig-Wadern und die Gemeinden im Landkreis Merzig-Wadern auf:
- Dem Vorbild der Stadt Merzig zu folgen und den Einsatz glyphosathaltiger Pestizide auf Eigentumsflächen des Landkreises und der anderen Gemeinden zu unterbinden und darüber hinaus den Einsatz von Pestiziden auf Basis der Neonikotinoiden auf Eigen-tumsflächen unverzüglich einzustellen;
- Mögliche Fördertatbestände für die Landwirtschaft, den Obst- und Gartenbau und den Weinbau dahingehend anpassen, dass für den Bereich der Landnutzung ausschließlich insektenfördernde Bewirtschaftungsmaßnahmen gefördert werden und der Einsatz von Pestiziden auf Basis der Neonikotinoide unverzüglich eingestellt wird;
- Über eine öffentliche Kampagne private Haus- und Gartenbesitzer über die Gefahren der Pestizide auch für die Insekten zu informieren und Alternativen zu insekten-freundlichen Pflege- und Bewirtschaftungsformen aufzuzeigen.
Die im Landkreis ansässigen Fachgeschäfte bitten wir, den bereits vorhandenen positiven Beispielen zu folgen und insekten-, insbesondere bienenschädliche Pestizide aus dem Sortiment zu nehmen und die Kunden über umweltschonende Alternativen zu informieren und entsprechende Angebote in ihrem Sortiment vorzuhalten.
Beschlossen, Besseringen am 19.12.2016