Gemeinsame Position von Bündnis 90/Die Grünen Merzig-Wadern und der Grün-Alternativen Liste Merzig-Wadern zur Frage der Reaktivierung der Bahnstrecke Merzig – Niederlosheim
Nachdem nun die Studien zur Reaktivierung mehrerer saarländischen Bahnstrecken der Öffentlichkeit vorgestellt worden sind, haben sich Grüne und GAL zur Bahntrasse Merzig-Niederlosheim auf folgende Positionen verständigt:
1. Eine Reaktivierung der Bahnstrecke Merzig-Niederlosheim bietet für die Entwicklung einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur entlang der Bahntrasse eine große Chance. Die notwendigen Vorplanungen und das Planfeststellungsverfahren dafür sollten unverzüglich eingeleitet werden. Voraussetzung dafür sind jedoch die Verständigung der beiden Anrainergemeinden Merzig und Losheim und die Gründung einer Projektgesellschaft, die in einer zukünftigen Betreibergesellschaft münden soll.
Zur sinnvollen Integration der Bahnstrecke in ein ÖPNV-Konzept des Landkreises gehören zwingend begleitende Maßnahmen an den Haltepunkten und eine Abstimmung des busgestützten ÖPNV zur Vernetzung der Bahnstrecke in die Fläche. Insbesondere die dauerhaft besser getaktete Busanbindung (nicht nur 5 Tage die Woche) aller Ortschaften im Einzugsgebiet muss so sichergestellt werden. Beides muss rechtzeitig mitgedacht und vorgeplant werden.
Die Autoren sehen hier neben der Gemeinde Losheim am See als aktuelle Eigentümerin der Strecke die Stadt Merzig und die neu konstituierte Verkehrsgesellschaft Merzig-Wadern (VMW) in einer zentralen Rolle.
2. Dies sind schwierig umzusetzende, jedoch nicht unmöglich zu bewältigende Voraussetzungen, die aber ohne verbindliche Zusagen der Landesregierung über Finanzhilfen nicht zu realisieren sein werden.
3. Unbedingt mit einzubeziehen in alle Überlegungen ist die Reaktivierung auch als Grundlage für mehr Güterverkehr auf der Schiene. Sämtliche potentiellen gewerblichen Nutzer müssen in ein Reaktivierungskonzept eingebunden werden (Homanit, Villeroy und Boch, Meiser, örtliches Gewerbe, etc…).
4. Bei allen Chancen, die das Gutachten zur Reaktivierung der Bahnstrecke aufzeigt, kann aber nicht ausgeblendet werden, dass wichtige Fragen im Moment offen bleiben. Die angesetzten Nutzerzahlen sind wahrscheinlich zu hoch und die Kosten sowie die Dauer der Umsetzung sind nicht absehbar Es ist davon auszugehen, dass eineReaktivierung der Bahnstrecke 15 Jahre oder länger dauert. Wenn detaillierte Überprüfungen die jetzt getroffenen Annahmen nicht bestätigen oder sich politische Rahmenbedingungen ändern, kann das auch dazu führen, dass die Reaktivierung letztlich nicht kommt.
Es wäre fatal, wenn das Warten auf die Bahn dazu führt, dass die Trasse über Jahrzehnte nicht sinnvoll genutzt wird und die Entwicklung des ÖPNV deswegen stagniert. Die Autoren fordern deshalb die ernsthafte Prüfung der Zwischennutzung der Strecke als Trassen-Radweg sowie die weitere Verbesserung des Busverkehrs durch kürzere Taktzeiten (siehe oben) und den Ausbau von On-Demand-Verkehren für den ÖPNV in der Fläche. Ein solches Szenario sollte nicht zuletzt auch als Plan B geprüft werden im Hinblick auf seine Auswirkungen auf die Mobilität, den Klimaschutz, die Kosten und den Tourismus im Landkreis.
5. Auch der Museumseisenbahnclub Losheim, dessen Engagement erst die Voraussetzungen für die Reaktivierung über Jahre hin geschaffen und erhalten hat, braucht eine Perspektive sowohl für die Zwischenzeit als auch dauerhaft. Sie könnte in der musealen, touristischen und handwerklichen Weiterentwicklung des Standortes Losheimer Bahnhof liegen und bedarf ebenfalls der finanziellen Hilfe der Landesregierung.
Bündnis 90/Die Grünen Merzig-Wadern und Grün-Alternative Liste Merzig-Wadern,
März 2025