In Schottland wurde im vergangenen Jahr ein Gesetz verabschiedet, das dafür sorgt, dass Mädchen und Frauen Menstruationsartikel kostenlos erhalten. Das Land gilt bei diesem Thema als Vorreiter. Tampons und Co. werden laut Gesetz an diversen öffentlichen Orten zur Verfügung gestellt, darunter Schulen und Universitäten. Sollte Schottland uns bei diesem Thema als Vorbild dienen?
01.02.2001: SZ-RUNDSCHAU FÜR MERZIG-WADERN
Die Grünen-Politikerinnen Ute Lessel und Marita Meyers sprechen über ihren Antrag für kostenlose Menstruationsartikel für Schülerinnen.
SZ: Laut Ihrem Antrag soll der Landkreis Geld dafür bereitstellen, um die Schulen mit Menstruationsartikel für die Schülerinnen zu versorgen. Warum ist Ihnen das ein Anliegen?
LESSEL: Wir machen uns für die Themen und Anliegen von Mädchen, Frauen und nicht binären Geschlechteridentitäten stark und wollen strukturelle Benachteiligungen abbauen. Personen, die natürlich im wiederkehrenden Prozess menstruieren, haben dadurch einen hohen finanziellen Aufwand. Der Landkreis als Schulträger der weiterführenden Schulen kann hier für mehrere Tausend Betroffene im Kreis Abhilfe schaffen, indem er kostenlos Menstruationsartikel bereit stellt. Der Landkreis macht sich aktuell als Präventions-Landkreis auf den Weg. Die kostenlose Bereitstellung von Menstruationsartikeln an Schulen sehen wir als eine sinnvolle Präventionsmaßnahme an: Mädchen, Frauen und transgeschlechtlich Betroffene werden in ihrer gesunden und selbstbewussten Persönlichkeitsentwicklung unterstützt.
SZ: Sie weisen auch darauf hin, dass das gesamte Thema Menstruation oft stark tabuisiert wird. Mit welchen Maßnahmen könnte in den Schulen dagegen angegangen werden?
LESSEL: Zusätzlich zur kostenlosen Bereitstellung von Menstruationsartikeln können Plakate und Informationsbroschüren Alternativen zu Tampons und Binden aufzeigen. Es gibt zum Beispiel Menstruationstassen, die preislich günstiger sind, und Periodenunterwäsche, die im Alltag Missgeschicke verhindern kann. Daneben halten wir natürlich eine flankierende Sexual- und Gesundheitserziehung aller Schülerinnen und Schüler für hilfreich. Die Menstruation ist ein natürlicher Vorgang. Wenn sachlich darüber informiert und im Alltag darüber gesprochen wird, führt dies dazu, dass die Menstruation nicht mehr mit Schamgefühlen und Peinlichkeit verbunden sein muss, weder bei den Mädchen oder bei den Transgeschlechtlichen noch bei den Jungen.
SZ: Wichtig ist Ihnen auch der finanzielle Aspekt – Perioden-Produkte kosten pro Mädchen beziehungsweise Frau Schätzungen zufolge um die fünf Euro im Monat. Ihr Antrag sieht nun vor, dass der Kreis in einem ersten Schritt 5000 Euro zur Verfügung stellt. Wie könnten weitere Schritte aussehen?
MAYERS: Wir haben keine fertigen Rezepte für das weitere Vorgehen parat. Im Gegenteil. Wir sind offen für Ideen und neugierig auf Vorschläge, vor allem von den Mädchen, Frauen und Genderqueren selbst. Wir wollen alle Beteiligen mit ins Boot nehmen. Am 1. Februar möchten wir uns zuerst einmal im Kreisausschuss mit den anderen Fraktionen und der Kreisverwaltung aussprechen und beratschlagen. Wir hoffen dabei auf Unterstützung und konstruktive Mitarbeit.
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Der Kreisausschuss Merzig-Wadern traf sich an diesem Montag, 1. Februar, 17 Uhr, in der Stadthalle in Merzig. Dort wurde der Antrag der Grünen Fraktion behandelt.