Das dramatische Artensterben erfordert konsequentes, sofortiges Handeln

Unsere natürlichen Lebensgrundlagen, die Pflanzen- und Tierwelt sind immer stärker durch menschliches Einwirken auf den Naturhaushalt bedroht. Neben der zunehmenden Belastung der Böden, des Wassers und der Luft mit Schadstoffen belegen unabhängige Studien ein noch nie dagewesenes Artensterben, das durch menschliches Handeln verursacht wird.

Die Lebensgemeinschaften unserer ehemalig artenreichen Kulturlandschaften sind massiv im Forstbestand bedroht. Runde 80% der Vogel- und Insektenarten haben wir in den letzten Jahrzehnten, einem Wimpern-schlag der Erdgeschichte, bereits verloren.  Obwohl das Saarland im Vergleich zu andern Bundesländern eine weniger intensive Form der Landbewirtschaftung aufweist,  sind alle bisherigen Verlautbarungen und Programme der saarländischen Landesregierung nachweisbar nicht geeignet, dem negativen Trend entgegenzuwirken. Zu stark sind offensichtlich die parteipolitisch motivierten Zwänge, um bekannten einflussreichen Landnutzergruppen nicht durch verantwortliches und vorausschauendes politisches Handeln „auf die Füße“ treten zu wollen.

Diese umwelt- und verbraucherschutzpolitische Stillstandspolitik beschleu-nigt das Siechtum unserer Kulturlandschaft und ist hauptverantwortlich für das dramatische Artensterben.

Studien belegen, dass die intensive Landwirtschaft und die dabei eingesetzten Giftstoffe aus der Gruppe der Neonikotinoide und des Wirkstoffes Glyphosat ursächlich für diese dramatische Entwicklung verantwortlich sind. Aber auch ein zunehmend fehlendes Nahrungsangebot durch insektenfeindlich bewirtschaftete Straßenränder und Grünflächen im Siedlungsbereich tragen weiter zum Artenschwund bei.

Neben den Schäden an der Tier- und Pflanzenwelt ist auch der Mensch als letztes Glied der Nahrungskette direkt betroffen, was medizinische Studien belegen.

Die Landesregierung ruht sich auf einem Anteil ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen von 17% aus. Dieser geringe Anteil wird den laufenden Entwicklungen und erforderlichen Herausforderung zur Revitali-

sierung unsere Kulturlandschaft und dem notwendigen gezielten Schutz bedrohter Arten unserer Kulturlandschaft nicht gerecht!

Selbst die Einrichtung von Schutzgebieten konnte das Insekten- und Vogelsterben nicht aufhalten, auch weil immer noch Managementpläne, zielgerichtete Pflegekonzepte und Evaluierungen fehlen.

Als Reaktion auf die neuesten Zahlen zum Insekten- und Vogelsterben, fordern wir einen Insekten-und Vogel-Aktionsplan für das Saarland. Es muss zügig ein entsprechendes Maßnahmenbündel erarbeitet und konse-quent umgesetzt werden.

Die Landesregierung muss endlich das Ausmaß des dramatischen Insekten- und Vogelsterbens als ein zentrales politisches Thema erkennen, schließlich geht es hier auch um die Daseinsvorsorge unserer Gesellschaft.

  • Die Landesregierung wird aufgefordert die Ziele und vorgeschlagen-en Maßnahmen der Naturschutzoffensive 2020 der Bundesregierung aus dem Jahr 2015 nicht weiter auszusitzen, sondern in konkrete Landesprogramme zu gießen. Neben dem Handlungsfeld Landwirtschaft muss auch das Handlungsfeld Wald Bestandteil einer solchen Strategie werden.
  • Die Landesregierung wird aufgefordert über entsprechende Evaluationen die erforderlichen Datengrundlagen zu beschaffen. Um das ganze Ausmaß zu erfassen, ist ein systematisches Langzeit-Monitor-ing notwendig. Es kann nicht sein, dass das Umweltministerium immer noch keine belegbaren Zahlen vorweisen kann.
  • Die Landesregierung wird aufgefordert die Voraussetzungen zu schaffen, damit die Landwirtschaft im Saarland zeitnah flächen-deckend auf konsequent ökologische Bewirtschaftungsweisen umgestellt wird.
  • Die Landesregierung wird aufgefordert gemeinsam mit den Kommunen unverzüglich ein Ausbringungsverbot für Giftstoffe, insbesondere von Neonikotinoiden und Glyphosat auf öffentlichen Flächen zu erwirken. Umweltminister Jost darf aus Lobbyhörigkeit nicht länger ein Glyphosat- und Neonikotiniodverbot auf landeseigenen Flächen blockieren und den Einsatz dieser Giftstoffe unterstützend verteidigen und die bekannten Auswirkungen verharmlosen.
  • Die Landesregierung muss gemeinsam mit den saarländischen Kommunen ein Maßnahmenbündel gegen das Insekten- und Vogelsterben erarbeiten und konsequent umsetzen. Dazu gehört auch, die Siedlungsräume als potenzielle Lebensstädten in ein solches Konzept einzubinden. Die Biodiversitätsstrategie des Landes ist aus den genannten Gründen nachzubessern.