Pressemitteilung vom 02.05.2017
„Zunehmend nehmen wir und die vielen Erholungssuchenden mit großer Sorge die in den letzten Jahren in vielen Waldgebieten unseres Landkreises festzustell-ende zunehmende Brutalisierung der Waldbehandlung zur Kenntnis. Immer wieder wird ganz offensichtlich mit falscher Technik (z.B. zu große Maschinen), zur falschen Zeit (z.B. Regenperioden), am falschen Ort (z.B. Bodenverhältnisse) dem Wald zu Leibe gerückt, mit verheerenden Schäden am Baumbestand, an den Waldböden und an dem Waldwegen, die auch der Erholung gewidmet sind“, so Kreisvorsitzender Klaus Borger.
Ganz offensichtlich geht es vielen nur noch darum, so schnell wie möglich einen möglichst hohen Gewinn aus dem Wald zu erzielen. Dabei werden aber die Folgeschäden (ökologische und volkswirtschaftlichen Schäden) ausgeblendet. Die von den Protagonisten der „modernen Forsttechnik“ immer wieder angeführten Vorteile für Wald und Boden haben sich bei den oft schrecklichen Bildern, die an den Einsatz militärischen Großgerätes erinnern, als alternative Fakten herausge-stellt.
Besonders irritiert ist man, wenn man feststellen muss, dass diese üble Form der Waldwirtschaft gerade im öffentlichen Wald des Saarlandes verstärkt um sich greift. Dabei sollte der öffentliche Wald, d.h. der Bürgerwald, besonders vorbildlich bewirtschaften werden.
„In einer Zeit, in denen unsere Wälder eine zunehmende Bedeutung für die naturgebundene Erholung besitzen, in der unsere Wälder als noch naturnächste Kulturökosysteme eine besondere Bedeutung für den Natur- und Artenschutz haben, unser Trinkwasser filtern und speichern, unsere Luft reinigen und Sauerstoff produzieren sollen und damit für die Daseinsvorsorge unverzichtbar sind, ist gerade die öffentliche Hand gefordert ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden und endlich wieder, wie vor einigen Jahren noch üblich, auf waldschon-ende Verfahren setzen“ so Klaus Borger.
Gibt es Proteste aus der Bevölkerung, besorgt man sich einen „Freibrief“ seitens erkaufter Waldzertifikate, wobei anzumerken ist, dass viele dieser Zertifikate schon lange ihre Unschuld verloren haben und keine Gewähr für schonende Bewirtschaftungsformen bedeuten.
Ein besonders negatives Beispiel ist dabei sicher der Stadtwald Merzig, der Zertifikate wie Briefmarken sammelt, wo die Waldbilder aber deutlich machen, was diese Zettel wert sind.
„Und dabei gibt es viele verantwortliche Waldbesitzer und Waldbewirtschaftungs-organisationen die unter den gleichen Rahmenbedingungen (Wetter, Verträge mit Holzkäufern etc.) eine verantwortliche Waldwirtschaft – ohne vergleichbare Schäden – betreiben und damit auch die Ziele der touristischen Entwicklung unmittelbar fördern, ohne dafür von der öffentlichen Hand alimentiert zu werden“, so der Kreisvorsitzende Borger.
Wir fordern die Landesregierung auf:
- Ein neues Waldgesetz zu verabschieden, welches den Schutz und die neue Bedeutung der Wälder für unser Wohlbefinden gegenüber kurzfristigen, rein wirtschaftlichen Interessen priorisiert;
- Ganz entschlossen gegen die zunehmende Brutalisierung der Waldbehandlung vorzugehen;
- Im öffentlichen Wald den Einsatz besonders schonender Arbeitsverfahren vorzuleben um der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand gerecht zu werden;
- Die Förderkulisse für Waldbesitzer derart anzupassen, dass diese nur dann Fördermittel erhalten, wenn diese eine konsequent naturnahe Waldwirtschaft praktizieren. Dabei dürfen die meist untauglichen Waldzertifikate nicht als fachliche Grundlage einer solchen Beurteilung herangezogen werden, sondern die reale Qualität der Arbeit vor Ort.
Wir fordern die waldbesitzenden Gemeinden im Landkreis Merzig-Wadern auf:
- Ihre Wälder konsequent naturnah zu bewirtschaften und auf den Einsatz Wald- und waldbodenschädigender Arbeitsverfahren zu verzichten;
- Aktiv dazu beizutragen, dass ihre Wälder als der Wald ihrer Bürgerinnen und Bürger vorbildhaft naturnah bewirtschaftet werden, um damit auch die Entwicklung des naturgebundenen Tourismus zu fördern.
- Die touristische Infrastruktur, wozu auch Waldwege gehören, im Sinne ihrer multifunktionalen Zielsetzung zu erhalten und zu pflegen;